Dem Leben abgeschaut
Seit Jahren analysiere ich Netzwerke. Dabei entdeckte ich vier Grundprinzipien. Je tiefer ich ins Thema einstieg, desto deutlicher wurde mir: Es sind Essentials meines Lebens.
Ziele – Basis für gute Ergebnisse
Meine Ziele verfolgte ich hartnäckig. Aber nicht mit dem Kopf durch die Wand.
In den 70er Jahren war ich in der Alternativbewegung aktiv. Als mir eine Freundin erzählte, in Kaufungen bei Kassel werde eine Kommune gegründet, wusste ich sofort: Da will ich dabei sein. Drei Jahre konzentrierten wir uns auf unser Ziel.
Anfangs war ich überzeugt, an mir sei ein Handwerker verloren gegangen. Während ich mein Ziel verfolgte, blieb ich empfindsam für meine Bedürfnisse und lernte meine Fähigkeiten kennen.
– Ich war vor allem in technischen Dingen Laie; kooperierte aber so gut mit Experten, dass ich ihr Wissen nutzen konnte, um Projekte zu leiten – mit großem Erfolg.
– Ich gab mit anderen zusammen ein Buch zu Kommunen und ihrer gesellschaftlichen Bedeutung heraus.
– Ich beteiligte mich an der Konzeption von Fortbildungen für LehrerInnen freier Alternativschulen.
Ich wurde Mitglied der Kommune. Aber nicht als Handwerker, sondern als Planer.
Unterschiedlichkeit – Die Quelle positiver Energie
Mich zog es nicht in die Ferne, sondern in die Fremde.
Als Schüler organisierte ich Schulaufgabenhilfe für Gastarbeiterkinder. Nach dem Studium arbeitete ich neun Monate im Straßenbau. Mich lockte die Chance, soziale Erfahrungen zu machen.
Den Wert unterschiedlicher Lebensentwürfe und Erfahrungen lernte ich in der Kommune zu schätzen. Wir entschieden im Konsens. Wenn unterschiedliche Menschen sich einigen, braucht das mehr Zeit, erhöht aber die Qualität der Entscheidungen und deren Nachhaltigkeit.
Tausch – Schule des Vertrauens
Loslassen, um etwas zu gewinnen. Das musste ich nicht erst lernen.
Als Jugendliche halfen wir uns mit Geld aus: Wer es zurückzahlen konnte, tat es. Ging es nicht, fanden sich andere Formen des Ausgleichs. Oder auch nicht. Niemals fühlten wir uns ausgenutzt. Im Gegenteil: diese Form des Tauschens brachte uns einander näher.
In der Kommune machten wir das Ungleiche vergleichbar. Eine Stunde Arbeit auf dem Biolandhof erwirtschaftete nicht so viel Euro wie eine Stunde Arbeit in der Bau-Combo, wurde aber als gleichwertig geschätzt. Ebenso alles, was die produktive Arbeit angenehmer machte: Noch heute werte ich, wenn ich das Familienessen zubereite, das Klavierspiel meines Sohnes als Beitrag dazu. Tauschbeziehungen erfordern Vertrauen und schaffen es zugleich immer neu.
Vertrauen – Die Währung des Tausches
Vertrauen ist gut. Zutrauen ist besser.
Es dauerte lange, bis ich begriff, Lernerfolg hängt von selbst gesteckten Zielen ab. Meine Eltern wollten, dass ihre Kinder Abitur machten. Wir sollten es einmal besser haben als sie. Für uns war Status kein attraktives Ziel, die Schule wurde zur Qual.
Engagiert lernte ich dagegen in der Kirchengemeinde. Dort boten Pädagogen Projekte an. Zum ersten Mal erlebte ich, wie motivierend Zutrauen ist. Mein Selbst-Vertrauen wuchs.
Auch in Netzwerken verfolgen die Mitglieder selbst gesteckte Ziele. Sie erleben das Interesse der anderen Mitglieder und fühlen sich bestärkt, ihre Vorhaben und Ziele mitzuteilen. Wenn diese sich überschneiden, entsteht eine neue Qualität: die Möglichkeit zur Kooperation. Verwirklichte Ziele stärken das Vertrauen in das Netzwerk.